Angkor Wat − von Erwartungen und Enttäuschungen

Ich muß zugeben, ich hatte große Erwartungen an Angkor Wat. Alte, vom Jungel überwucherte Tempel, die nur von Baumwurzeln daran gehindert werden, zusammenzustürzen, das alles klang, als wäre es großartig. Im Lonely Planet gibt es ein ganzen Kapitel darüber, wo man die Besichtigung beginnen soll, zu welcher Tageszeit, in welcher Richtung usw. Außerdem ist Angkor in Cambodia allgegenwärtig, die fünf Türme des Haupttempels zieren neben der Staatsflagge auch alle möglichen Produkte und die Geldscheine. Man kann also nur viel erwarten.
Also hatte ich mir einen Plan gemacht, ein Ticket gekauft, ein Fahrrad gemietet und bin hingeradelt. Die Straße von Siem Reap ist gut ausgebaut, Tausende Busse fahren hier täglich Millionen Touristen entlang, das geht nicht auf den sonst üblichen Schotterpisten. Dann ein erster Blich auf den ersten Tempel, mit orange-gewandetem Mönch, toll.

Dann geht es am Wassergraben entlang zum riesigen Busparkplatz mit den Verkäuferinnen (Wasser, Snacks, Souveniers, Hüte, Fächer …) Und dann stehe ich vor dem großen Tempel und denke: „Und? Ist das alles?“

Die Tempel sind schön, aber ich habe ständig das Gefühl schon beeindruckerendes gesehen zu haben. Von einem achten Weltwunder-Gefühl bemerke ich nichts.
Ich fahre mit meinem Fahrrad umher und schaue mir verschiedene Tempel an, doch alles ist ausgebaut, überall gibt es befestigte Straßen, es gibt wenig zu ´„entdecken”. Nein, das ist nicht meins. Ich bereue, eine Drei-Tageskarte gekauft zu haben, den zweiten Tag verbringe ich lieber in Siam Reap, und gehe am dritten nochmal zu den Tempeln, vielleicht brauchen sie nur eine zweite Chance. Mit Sonnenschein ist auch das Licht für Photos besser, doch es packt mich immernoch nicht und ich fahre zurück in die Stadt.
Die Größe meiner Erwartung ist proportional zur Größe meiner Enttäuschung, beide sind gewaltig.

Im Nachhinein kann ich sagen, daß die Erwartungen, die ich hatte, fast immer enttäuscht wurden, und das die Highlights meiner Reise immer unerwartet kamen: Bulgarien, Bangladesh, Myanmar, Philippinen, Kazakhstan, Uzbekistan. Je unkonkreter die Vorstellung, desto besser hat es mir gefallen, je mehr ich „vorbereitet“ war, desto enttäuschter war ich: Iran, Thailand, Angkor.
Dafür hat mir Siem Reap großartig gefallen: Geschäftiges Treiben, trotz vieler Touristen ein cambodianisches Flair, tolles Essen (rote Ameisen!), nette Leute und ein cooler Nachtmarkt.

VN:F [1.9.22_1171]
Rating: 0.0/6 (0 votes cast)
This entry was posted in Cambodia. Bookmark the permalink.

One Response to Angkor Wat − von Erwartungen und Enttäuschungen

  1. orangphilosophicus says:

    hi,
    finde deinen blog richtig interessant, obwohl ich sonst beim lesen von solchen berichten eher ermuede.

    zu siem reap / angkor kann ich genau das gegenteil berichten. und zwar genau deswegen, weil ich eben ohne konkrete vorstellung hingefahren bin. also ich wusste von der bedeutung und bekanntheit, von den touristenstroemen und der groesse; aber das habe ich irgendwie unterbewusst nicht als massstab gesetzt. zumindest kommt es mir jetzt retrospektiv so vor.
    vom haupttempel war ich auch eher enttaescht. aber wenn man sich zeit nimmt und einfach mal irgendwelche felder entlang radelt, findet man menschenleere, verwachsene tempel ohne auf menschen zu treffen. und gerade die umgebung habe ich toll in erinnerung. bin in fuenf tagen ca 200 km geradelt. fuer mich war im endeffekt siem reap + umgebund DIE ueberraschung meiner soa reise. aber ja, witzig wie erwartungen einem oft einen strich durch die rechung machen 🙂

Leave a Reply