Kumasi

Nach Kumasi nehmen wir den V.I.P.-Bus. Der ist genauso luxuriös wie die staatlichen Busse der STC, denn V.I.P. ist keine Qualitätsbezeichnung, sondern der Firmenname. Es gibt aber bequeme Sitze und Klimaanlage (AC), die zum Glück nicht zu kalt eingestellt ist.
Mein Sitznachbar stellt sich als Vita vor und überreicht mir eine DVD, er arbeitet als Schauspieler. Schade, daß mein DVD-Player zuhause liegt …
Kumasi bietet den größten Markt Westafrikas, enge Gassen, dichtes Gedrängel, getrockneten Fisch, Backformen aus Blech, gewaltige Yams-Wurzeln, singende Marktfrauen, säuberlich aufgehäuftes Gemüse, echte ghanaische und falsche Gucci Sandalen, Plastikwaren Made in China, frische Kokosnüsse und hundertfache „Obruni”-Rufe.
Obruni heißt auf Twi „Weißer”. Viele Kinder schmettern es uns mit Begeisterung und voller Lautstärke entgegen, winken, hüpfen, wollen mir die Hand schütteln.
Andere Kinder sind schüchtern, schauen mich mit großen Augen an, wenn ich vorbei gehen, im letzten Moment dann ein geflüstertes „Obruni“ und dann ein breites, erleichtertes, stolzes Grinsen, wenn ich zurück lache und winke.
Aber auch für die Erwachsenen ist „Obroni“ die Ansprache der Wahl. „Obruni, Orange?!“ „Obruni, Taxi!?“

Das Hutmuseum hat leider geschlossen, dafür schauen wir The Magazine an. In diesem Stadtteil wurde früher die Artillerie für den Ashanti-König gefertigt, heute werden Autos ausgeschlachtet, zerlegt und wieder zusammen gesetzt. Eine riesige Autowerkstatt auf 8 Quadratmeilen.
Das Kulturzentrum begeistert wenig, von der Führung im winzigen Museum verstehen wir wenig. Das afrikanische Englisch ist doch noch gewöhnungsbedürftig. Des Königs Füße dürfen den Boden nicht berühren und nur Männer dürfen für ihn und seinen Vorkoster kochen, ein bißchen was bleibt doch hängen. 🙂

Leider sind auch in Kumasi und besonders die Leute auf dem Markt extrem photoscheu, das ist der einzige Wermutstropfen in diesem sonst so großartigen Land.

Straße vor unserem Hostel

Lecker Essen

Straßenessen mit großem Namen

Blick auf Busstation und teile des Marktes

Noch mehr Straßenessen. „Gottes Geschenk“

Laienprediger sind sehr verbreitet und an jeder zweiten Straßenecke zu finden. Meist mit Mikrophon und Lautsprechern.

VN:F [1.9.22_1171]
Rating: 6.0/6 (1 vote cast)
This entry was posted in Ghana. Bookmark the permalink.

2 Responses to Kumasi

  1. Oli says:

    Ich habe das schon in mehreren Blogs gelesen, dass die Leute in Ghana nicht gerne fotografiert werden. Hast du eine Ahnung, woran das liegt?

    • Skraal says:

      Zum einen ist es meiner Meinung nach Unverständnis.
      In Accra hat mich die Frau vom Straßenstrand bei der ich gegessen habe gefragt, warum ich gerade mein Essen photographiert habe. „Weil es Benke bei uns nicht gibt und die Leute zuhause wissen wollen, was man in Afrika ißt. Außerdem war es lecker!“ Das hat sie verstanden und war glaube ich auch ein wenig erleichtert, denn jemand hat mir gesagt, daß die Leute in Ghana Angst haben, daß wir uns zuhause über die Verhältnisse dort lustig machen, wenn wir die Photos sehen.
      Das hat mich sehr erschreckt und betrübt und gleichzeitig konnte ich es aber auch nachvollziehen.
      Außerdem gab es bis vor wenigen Jahren noch strenge Gesetze, wonach man fast nichts photographieren durfte, was irgendwie mit Infrastruktur oder Regierung zu tun hatte.
      Die Gründe sind sicherlich vielschichtig und es wäre sicherlich mal spannend, wenn das jemand erforschen würde.

Leave a Reply