Kumily, Berge, über 1200 Höhenmeter, angenehme Kühle. Die Busfahrt hierher ist spektakulär, großartige Sicht auf den Straßen, die sich die Berge hinaufwinden, hinab in die Täler, vorbei an Teeplantagen.
Wir schütteln zwei Schlepper ab und finden einen netten Homestay (so heißen in Kerala alle Hostels, die von einer Familie geführt werden), ein super Restaurant und daß auch in den Bergen der Monsun pünktlich ist.
Im nahen Periyar Tiger Reserve sehen wir keine Tiger, dafür viele Vögel, Wild und zwei Fischotter, die faul in der Sonne liegen. Es ist schön hier, wir bleiben drei Nächte, bevor wir uns in den Bus nach Tamil Nadu setzen.
Tamil Nadu kommt uns vor wie ein anderes Land: andere Schrift, andere Sprache, mehr Müll. Erinnert mich an Nordindien.
Im Bus darf ich nicht neben Antje sitzen, ich werde auf den vordersten Sitz gesetzt, sonst sitzt hier immer der Fahrkarten-Wallah. Die ganze Busfahrt über überlegen und verwerfen wir verschiedene Theorien, will der Fahrkarten-Wallah neben Antje sitzen? Nein, tut er nicht. Sind die Plätze nur für Frauen? Nein, irgendwann sitzt kurz ein alter Mann neben ihr … Wir kommen nicht dahinter und ich genieße einfach den Fensterplatz und die Aussicht.
Madurai empfängt uns mit teuren Rikshahs, unsere 10 Rs/Km Faustregel greift nicht mehr. In Tamil Nadu ist alles teurer. Aber die Stadt gefällt uns. Sehr nette Leute, ein schöner Tempel, ein großartiges Gandhi Museum. Das Essen wird weiterhin auf Bananenblättern serviert und schmeckt vorzüglich.
Ich lasse mir ein Hemd schneidern und treffe auf einige Händler und Schlepper aus Nordindien (die in den reicheren Süden kommen, um ihr Glück zu machen − aha, deshalb ist es hier auch „nordindischer“ was Schlepper und Verkaufsmaschen angeht), die sich ehrlich freuen, daß ich Hindi spreche. Ich bin zwar extrem eingerostet, aber verstehen klappt ganz gut und Fragen nach Heirat, Kindern, woher, wohin, kann ich noch locker beantworten.
Mit zwei Kindern diskutiere ich, wer der beste Bollywood-Schauspieler ist: Shahruk Khan: yeah, Salman Khan: ok, Hrithik Roshan: yes, but Shahruk is better.
Unsere letzte Station Chennai begeistert uns nicht, das liegt nicht nur am Regen (dazu späther mehr), sondern an den Leuten, die zu 50% unfreundlich sind, während sonst eigentlich immer 99% der Leute nett waren. Ironischerweise schreibt der Lonely Planet, daß Chennai unschön ist, aber die Leute alles wieder wettmachen. Ich frage mich immer mehr, warum ich überhaupt noch Reiseführer benutze?
Dann fliegt Antje ab, ich bringe sie zum Flughafen, wo wir uns beide darüber ärgern, daß sie nach dem Check-In nichtmehr in den Besucherbereich kann und daß ich 160 Rs Eintritt als Besucher zahlen soll. Bastardi!! Wir verabschieden uns und ich verbringe noch einen Tag in Chennai, fahre zurück nach Madurai und fliege nach Sri Lanka.
Indien war wieder phantastisch. Ich werde auch nach dem achten Besuch dieses Landes nicht müde, denn es gibt immer wieder neues zu entdecken. Indien ist ein Kontinent, ähnlich groß wie Europa, und da gibt es immer wieder andere Flecken zu sehen.
Außerdem reist man mit jemand anderem immer anders. Und mit Antje sehe ich viele Details, die mir vorher nicht so sehr aufgefallen sind: der rücksichtsvollel Umgang der Inder miteinander, Details im Auftreten und Verhalten …
Mal sehen, wie Sri Lanka alleine wird. Auf in ein neues Abenteuer.