Urlaub oder Arbeit?

Um 7:42 Uhr klingelt der Wecker. In der Regel bin ich aber schon früher wach, weil die Sonne mich weckt. Nach kurzer Dusche warten Stefan, der ebenfalls diesen Monat bei Likya Diving arbeitet, und ich auf den Minibus, hier Dolmuş genannt, der uns von dem kleinen Dorf, in dem wir wohnen nach Kaş bringt.
Um neun Uhr sind die neuen Gäste eingeschleust und wir fahren mit dem Tauchboot zum ersten Tauchplatz. Nach dem ersten Tauchgang, kocht Recep unser Koch und Vaterfigur ein leckeres Essen, während ich mich auf dem Sonnendeck ausruhe, lese oder ein Nickerchen mache.
Nach einem schönen Nachmittagstauchgang „schrubben“ Olsan, der Schiffsjunge, Stefan und ich das Boot. Wobei man unter schrubben eher „mit Süßwasser abwaschen“ verstehen sollte. Da das Salzwasser Tauchausrüstung und Boot angreift, muß es abends abgewaschen werden. Bis es Zeit zu Essen ist, sitzen wir mit den Tauchgästen am Deco-Tisch (so heißen die Stammtische bei Tauchern). Nach dem Essen bringt uns der Dolmuş wieder nach hause und wir lassen den Abend auf der Terrasse bei Sonnenuntergang und Muezzin-Ruffen ausklingen.

Obwohl ich hier in Kaş an der türkischen Mittelmeerküste ja arbeite, fühlt es sich eigentlich auch nach fast zwei Wochen immernoch wie Urlaub an und wenn mein Chef Murat meint, er will mir einen freien Tag geben, frage ich mich was ich dann machen soll. Warscheinlich komme ich als Gast mit Tauchen.
In großen Schritten nähere ich mich meinem 100. Tauchgang und mittlerweile führe ich selbständig Taucher und das klappt hervorragend.
Nachdem ich festgestellt habe, daß ich mich über Wasser viel besser orientieren kann, als darüber, habe ich bisher auch immer das Boot wiedergefunden.

Nach einem holperigen Anfang (zuerst wurde unserem Flugzeug in Frankfurt von einem Auto die Vorfahrt genommen, so daß wir als wir über’s Rollfeld rollten, eine Vollbremsung hinlegten, dann ist mir in Antalya der Bus vor der Nase weggefahren und auf der letzten Strecke ist dem letzen Dolmuş des Tages auchnoch das Benzin ausgegangen) bin ich mittlerweile gut in meinem neuen, freien Leben angekommen, auch wenn ich noch nicht ganz glauben kann, daß ich jetzt wirklich weg bin.