Visumsodyssee II − Perspektive

Simit und türkischer Kaffe, so gestärkt geht die Visumsodyssee weiter.
Übrigens heißt türkischer Kaffe auch in der Türkei türkischer Kaffee, wenn man Kaffee bestellt, gibt’s Nescaffe …

Ich glaube, Ankara verhält sich zu İstanbul wie Bonn zu Berlin.
İstanbul ist eine uralte Stadt, die über die Jahrtausende gewachsen ist und Hauptstadt vieler großer Reiche war.
Ankara, bzw. die Gegend drumherum ist zwar auch schon lange besiedelt (die 2000 v.Chr. war Hattusa die Hauptstadt des hettitischen Reichs, das nach der Schlacht von Kadesh den ersten (erhaltenen) internationalen Friedensvertrag mit Ägypten schloß) aber als Hauptstadt der türkischen Republik wurde sie erst 1923 von Atatürk erkoren und dann von europäischen Städteplanern gebaut. Die Straßen sind leerer, es scheint ruhiger zuzugehen und alles wirkt übersichtlicher.

Doch abgesehen davon befinden sich hier sehr viele Botschaften und für mich ist es ein Heidenspaß durch’s Botschaftsviertel zu laufen und Flaggenraten zu spielen.
Natürlich hatte ich vorher bei der philippinischen Botschaft angerufen und gefragt, ob ich überhaupt ein Visum bekommen kann. Da ich dabei leider erwähnt hatte, einen Tauchkurs machen zu wollen, meinte der Konsularangestellte, nö, da bräuchte ich ein Studentenvisum, das beim philippinischen Innenministerium beantragt und dann nach Deutschland geschickt würde.
Als ich mich persönlich vorstelle, muß ich ihm versprechen, daß ich keinen Tauchkurs machen werde und er wird mich auf eine spezielle Beobachtungsliste setzten. Mal sehen, ob ich vom philippinischen Geheimdienst verfolgt werde.
Doch er möchte außerdem noch, daß mein Kontoauszug auf englisch übersetzt wird und von der deutschen Botschaft beglaubigt wird. Grmpf. OK.
Vorbei an der malayischen, somalischen, kongolesischen, japanischen, iranischen, ungarischen und französischen Botschaft zur deutschen. Interessanter erster Eindruck: während das Tor zur philippinischen Botschaft mit einem Stein offengehalten wurde und man einfach hineinging, macht die Konsularabteilung der Bundesrepublik eher den Eindruck eines Hochsicherheitsgefängnisses: Stacheldraht, Gatter zum Anstehen, vergitterte Fenster, Einlaßschleusen, Kameras. So stelle ich mir Stammheim um 1976 vor.
Da es Freitag ist kann ich nicht rein, doch der nette Pförtner macht für mich einen Termin aus (leider erst am Dienstag) bei dem ich dann (hoffentlich) ein Empfehlungsschreiben für die philippinische Botschaft bekomme. Somit bleibe ich ein langes Wochenende in Ankara und bekomme dann hoffentlich auch mein philippinisches Visum …

Im Hostel bekomme ich dann aber wieder die richtige Perspektive für meine Visa-„Probleme“: in meinem Zimmer ist ein Nigerianer, der mit seinem jordanischen Kumpel versucht nach Haiti zu kommen. Mit einem nigerianischen Paß braucht man schon für einen Transit am Airport ein Transitvisum. Erst konnte ich es nicht glauben, aber es ist tatsächlich so.
Da bin ich wieder einmal sehr froh über meinen deutschen Paß!

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