Doğubayazıt − an der Grenze zum Iran

Doğubayazıt, Samstag, 18.09.2010

Eine kleine Stadt nahe der Grenze zum Iran. Viel Militär, gepanzerte Wagen auf den Straßen, vor jedem Militärgebäude bewaffnete Soldaten mit dem Gewehr im Anschlag, am Stadtrand ganze Panzerbatterien unter Tarnnetzen.
Und doch schafft es Doğubayazıt einen gewissen Charm zu entwickeln. Das liegt zum einen am mächtigen Ararat, der sıch im Nordosten über die Stadt erhebt und zum anderen an der Shopping-Meile, einer Fußgängerzone mit einem Geschäft am anderen, nur unterbrochen von diversen Restaurants.

Im Internet hatte das Hotel Tahran einen großartigen Blick auf den Ararat versprochen und den gab es auch mal, aber irgendwer hat sich entschlossen, ein Haus genau in den Weg zu bauen. Und wieder zitiere ich den verrückten Italiener aus Sighişoara: „Bastardi!!“


Blick aus meinem Zimmerfenster


Dieser Anblick wird durch das Haus verdeckt. 🙁


Die Shopping-Meile von Doğubayazıt

Bis 1937 haben die Einwohner noch in den Bergen gelebt, in der Nähe vom Ishak Paşa Palast, den ich mir nicht habe entgehen lassen.


Der Palast mit Doğubayazıt im Hintergrund

Und einige Impressionen aus dem Palast:


Das Eßzimmer

Abends habe ich dann meinen Reiseführer einem brazilianischen Pärchen, Marcos und Cristina, vermacht, die ebenfalls ein Jahr unterwegs sind und vorher im südlichen Afrika (Südafrika, Namibia, Botswana, Mozambique und Simbabwe) und im nahen Osten waren.
Sehr nett, sie sind heute nach Kars und dann in Richtung Georgien und Armenien weitergefahren. Danach steht İstanbul auf dem Programm und dann geht’s nach Nepal/Indien und Südostasien. Ich hoffe sie wieder zu treffen.

Auf dieser Reise bin ich das erste Mal nicht neidisch, wenn ich solche Reisen oder Reisepläne höre. Bisher war ich immer der, der nur sechs Wochen Ferien hatte, aber jetzt bin ich gleicher unter gleichen!

Heute morgen ging es dann auf zur Grenze, ich war doch etwas angespannt und aufgeregt, aber als wir nach 45 Minuten Wartezeit, bis der Dolmuş (Minibus) voll war in Richtung Grenze gefahren sınd, mit dem mächtigen Ararat zur linken, da wurde mir doch ein Grinsen ins Gesicht gezaubert, daß ich bis jetzt nicht losgeworden bin.


Und dann begann der Countdown.

Das einzige Problem an der Grenze war, daß die türkische Sicherheit uns nicht ganz bis zur Grenze fahren ließ, so daß wir etwa 500 Meter laufen mußten.
Für einen Geldwechsler war das die Gelegenheit mir Rial andrehen zu wollen. Da ich den aktuellen Kurs nicht im Kopf hatte (für Dollar), wollte ich lieber in der Bank tauschen, die es seiner Aussage nach aber garnicht gab. Überhaupt würde es erst in Tabriz eine Bank geben und er sei der einzige, der Geld tauschen könnte. Jaja, schon tausendmal gehört die Geschichte.
Dann kurz anstehen und den türkischen Ausreisestempel bekommen und ab ins „Niemandsland“.
Nach dem Tor haben mich zwei Typen angequatscht, wo ich hinwolle, und haben mir dann von Maku abgeraten. Wasauchimmer. Keine Ahnung, wer die waren,
Dann haben mich zwei Soldaten zu sıch gewunken und mich nett begrüßt. Paß angeschaut. Wo ich herkomme?
„Deutschland.“
„Ah, Deutschland, Heil Hitler!“
Gequältes Lachen meinerseits.
Daß Hitler in Asien und besonders in Iran ein gutes Image hat, wußte ich ja schon. Warscheinlich war er einfach ein großer Autobahn-Fan. 😉

Dann wurde ich von einem netten Tourismusbeauftragten empfangen, der mich nach Name und Zielen in Iran gefragt hat und mir versichert hat, daß es eine Bank gibt.
Dann hat er mich zur Paßkontrolle geführt, wo ich kurz gewartet habe, bis mein Paß kontrolliert war und ich an allen anderen Wartenden vorbeigewunken wurde. Der Zoll wollte nichts von mir und ehe ich mich’s versah, war ich offiziell in die Islamische Republik Iran eingereist.

Der Typ in der Bank hat mir dann geraten, ich solle mein Geld doch nicht bei ihm, sondern einem Geldwechsler wechseln, weil die Bank einen Dollar Kommission nimmt, bei gleichem Kurs.
Zu dritt haben wird dann Scheine gezählt und ich habe einen dicken Batzen bekommen:


3.120.000 iranische Rial, ein Stapel, so dick wie der Reiseführer und 300 US-Dollar wert.

Dann ein Taxi genommen und den Kilometer nach Bazargan, daß Dorf an der Grenze genommen. 1 Dollar, 1000 Toman, 10000 Rial. Verwirrung.

Ein Toman sind zehn Rial. Alle Preise hier werden in Toman gesagt, nicht in Rial. Das Taxi hat 1000 Toman gekostet, also gebe ich ihm 10.000 Rial. Keine Ahnung woher das kommt. Vielleicht von den großen Zahlen??

Dann ein Taxi nach Maku gefunden, der erste wollte 5000 Toman, der zweite 4000 Toman und für 3000 Toman bin ich dann gefahren.


Ararat von der iranischen Seite. Hat was von einem islandischen Vulkan, finde ich. Zum Glück muß ich nicht fliegen.

Und keine zweieinhalb Stunden nachdem ich in der Türkei losgefahren bin, saß ich in meinem Hotel (Alvand, 100.000 Rial, single, kein Bad) und habe versucht meinen Geldblock zu verstauen.

Wie in der Türkei Atatürk ist im Iran auf jedem Geldschein Khomeni zu sehen, auf der Rückseite des 50000 Rial Scheins, sind aber noch zwei weitere politische Statements (vielleicht auch mehr, aber das sind die zwei, die ich erkenne):
Eindrucksvoll ist „persischer Golf“ auf den persischen Golf gedruckt.
Vor einigen Jahren gab es von arabischer Seite Bestrebungen, die Bezeichnung arabisches Meer durchzusetzen, mit gewissem Erfolg, denn das Louvre und die National Geographic Society (USA) nutzen diesen Namen.
Iran protestierte und mittlerweile benutzen nurnoch die Araber den Begriff arabisches Meer, der Rest der Welt benutzt wieder den Begriff, den die Griechen vor über 2000 Jahren eingeführt hatten.
Und dann ist da noch ein Atom vor der Siluette Irans aufgedruckt, das dürfte selbsterklärend sein.

Maku ist eigentlich nur eine Hauptstraße mit einigen Häusern in einem tiefen Tal. Dennoch bin ich begeistert. Ich bin total glücklich im Iran zu sein und muß mich zusammenreißen, daß ich nicht laut lachend und singend über die Straße tanze.
Gerade hat es allerdings angefangen zu regnen, aber morgen mache ich mich zu meinem ersten Ausflug auf.

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