Kolkata − Visa und eine neue Erfahrung

Kolkata, Montag, 01. November 2010

Nachdem ich gestern morgen in Kolkata angekommen war, stand heute mein erster Visa-Run auf dem Programm.
Beim Frühstück traf ich Sean aus Schottland, der den gleichen Plan hatte, also machten wir uns gemeinsam auf zum Konsulat von Bangladesh.
Sean ist mit dem Fahrrad aus Schottland gekommen und fährt die Commonwealth Challenge. Zwischen den Commonwealth Games, die gerade in Delhi zu ende gegangen sind und in vier Jahren in Glasgow stattfinden muß er alle 72 Commonwealth-Staaten mit dem Fahrrad besuchen. Sein Fahrrad war mir in Varanasi schon aufgefallen, da wir im gleichen Guesthouse waren, und als ich ihn hier auf der Straße gesehen habe, habe ich ihn angesprochen.
Er ist fünf Tage vor mir in Glasgow aufgebrochen und durch Rußland, Kazakhstan, China und Pakistan (unter anderem) hierher gekommen.
Als wir das Konsulat erreicht hatten, waren wir ersteinmal geschockt von den beiden langen Schlangen, die um das Gebäude herum standen, bis wir das kleine Fenster entdeckten, wo Ausländer (d.h. Nicht-Inder) ihren Antrag abgeben konnten. Dort bekamen wir auch den Interview-Termin für 11:30 Uhr gesagt. Oha, Interview, was da wohl kommen mag. Da ich dummerweise in den vier Wochen in denen ich sie im Iran nicht brauchen konnte, die PIN-Nummer meiner Visa-Karte vergessen habe, mußte ich außerdem noch Geld wechseln, was garnicht so einfach war, denn in der Nähe des Konsulats gibt es keine Geldwechsler. Irgendjemand auf der Straße hat dann aber irgendjemanden angerufen, der mir 1700 Rupies für 50 Dollar angeboten hat (der tatsächliche Kurs liegt bei 2220), was nicht in Frage kam, so hat Sean mir angeboten, das Geld auszulegen.
Auf das Interview mußten wir dann noch eine Stunde im Konsulat warten, und dann ging es schnell, Visa-Gebühr zahlen (1650 Rs. für mich, 3250 Rs. für Sean), eine Frage beantworten (warum ich einen anderen Eintrittspunkt als den Austrittspunkt angegeben habe) und morgen abend um sechs können wir die Pässe abholen.
Das ging relativ schnell und einfach, aber wir mußten noch klären, ob wir überhaupt wieder nach Indien einreisen können, denn eine neue Regel besagt, daß zwischen einem Besuch 2 Monate Zeit liegen müssen.
Nach einigem Suchen fanden wird das Foreigners Registration Office und nach einigem Warten wurde uns gesagt, es sein kein Problem, wir müßten aber zur indischen Botschaft in Bangladesh, dort unser Visum erneuern lassen und und dann in Indien registrieren lassen.
Mehr Behördenrennerei, aber für mich gut, weil ich dann von Kolkata aus nach Myanmar fliegen kann, wie es mein Plan war.
Wenn das mit dem Myanmar Visum auch so schell geht, dann bin ich fix wieder raus aus Kolkata, aber ich hoffe noch nicht zu viel …

Kolkata, Donnerstag, 04. November 2010

Vorgestern abend habe ich Iris aus Israel kennengelernt und sie hilft gerade bei einer sehr kleinen NGO und hat gefragt, ob ich nicht auch Interesse hätte. Und nachdem ich gestern beim burmesischen Konsulat war und es eine Woche dauert, bis ich mein Visum kriege, habe ich es mir gestern angeschaut.
Die Initiatorin heißt Celine und kommt aus Frankreich, sie hatte Medizin studiert konnte aber aus gesundheitlichen Gründen ihr Examen nicht machen. Jetzt ist sie nach Kolkata gekommen und versorgt Bettler auf der Straße. Sie ist die einzige Anlaufstelle für viele, da alle anderen NGOs in Kolkata sich mehr spezialisiert haben, oder gewisse Anforderungen stellen, die die Leute nicht erfüllen können oder wollen.
Ihr zur Seite steht Elmar, der in den USA Medizin studiert hat.
Celine ist seit Anfang des Jahres hier und will eine richtige Organisation aufbauen, steht aber eben noch am Anfang.
Gestern nachmittag sind wir also zu viert losgezogen und das war schon sehr interessant. Die meisten Leute haben offene Wunden, die wir versorgt haben. Da viele der Bettler drogenabhängig sind haben viele Spritzenabszesse weil sie sich die Drogen „daneben“ spritzen, aber auch der eine oder andere Kobrabiß kommt vor.
Die Hauptarbeit besteht aus Verbandswechseln, Abszessen spalten und Medikamenten verteilen.
Einige Fälle, die wir auf der Straße nicht behandeln können, werden an befreundete Ärzte oder die anderen NGOs verwiesen.
Celine ist die erste und einzige Anlaufstelle für viele und es ist schon großartig, wie sie das macht. Und es ist fast unglaublich, was für Resultate sie erziehlt. Abends hat sie mir Bilder von vor drei Monaten gezeigt und einige der Leute, die ich versorgt habe, hatten unglaubliche Wunden, die heute viel besser oder verheilt sind.
Die Bedingungen sind auch nicht das, was man aus dem Hygieneunterricht kennt, aber die Resultate sprechen für sich.
Die nächsten Tage werde ich ein paar Photos machen, für die Kollgen daheim. 😉

VN:F [1.9.22_1171]
Rating: 0.0/6 (0 votes cast)
This entry was posted in Indien. Bookmark the permalink.

Leave a Reply