Lettland Teil 1 − Jurmala

Ankunft in Riga nach zwei Stunden RyanAir. Wenig Komfort, wenigstens kosten die Toiletten nichts, aber alles andere kostet extra. Neben mir sitz ein deutsch-lettisches Paar. Er, hohe Stirn, Bauchansatz, Poloshirt, Taucheruhr, Goldkettchen, spricht breites alemannisch, sie, wasserstoffblond, hochhackige Schuhe, kurzer Rock, tiefer Ausschnitt, deutsch mit russischem Akzent. In mir steigen ähnliche Vorurteile hoch, die ich schon auf den Philippinen gemischten Paaren entgegengebracht habe (zumindest wenn der Mann Ausländer war). Das einzige, das ich sicher von den beiden weiß ist, daß er mir nett mit meinem Handgepäck helfen wollte. Ich halte mich also mit Urteilen zurück.

Oder doch nicht: mein Couchsurfing-Host Kirill ist nämlich sehr nett. Bei ihm übernachten gerade auch zwei polnische Studentinnen und nach einer kurzen Stadtführung werden wir von Kirills Freund abgeholt: „Hi, I’m Ruslan, I’m best driver in Riga.“
Die beiden sind (ethnische) Russen und es ist interessant zu sehen, wie sehr sich die beiden Rußland verbunden fühlen. Wir hören viel russischen Metal, der von Patriotismus nur so trieft.

Am nächsten Morgen begebe ich mich zum Flughafen, um Antje abzuholen und weil ich mich ihrer Ankunftszeit nicht vergewissert habe, muß ich eine Stunde warten und kann beobachten, wie erstaunlich viele Deutsche nach Lettland fliegen und von dort lebenden Bekannten abgeholt werden. Außerdem kann ich bezeugen, daß auch Letten lächeln, gar lachen, wenn sie sich freuen. 😉

Unser Auto und die perfekte Reisepartnerin.

Gemeinsam holen wir unseren Mietwagen ab und fahren ins ehemalig sowjetische Urlaubsparadies Jurmala. (auf lettisch wird J übrigens wie jott, also wie im Deutschen ausgesprochen.)
Wir sind auf Menschenmassen gefaßt, haben extra vorgebucht, aber wir stellen uns zum ersten aber nicht letzten Mal die Frage: „Wo sind denn alle?“
Lettland hat 2,2 Millionen Einwohner, davon 800.000 in Riga, das macht 22 Einwohner pro km² im Rest des Landes. (Deutschland: 229). Und die wenigen scheinen sich auch zu verstecken.

Auch am Strand von Jurmala ist wenig los, was wir durchaus genießen. Durch den leichten Wind merke ich nicht, wie sehr die Sonne scheint und hole mir einen Sonnenbrand.
Durch den Wind finden wir es nicht so heiß, wie die anderen Touristen und wir fallen mit unseren Pullis und Jacken auf, während sich die „Einheimischen“ in Bikini und Badehose der aktiven oder passiven Erholung widmen.

  

Im nahen Naturschutzgebiet versuchen wir eine kleine Wandertour zu machen, geben jedoch auf, denn Moskitos gibt es hier in Hülle und Fülle und sie sind hungrig − kein Wunder, bei den spährlich gesähten, potentiellen Opfern. Besonders Antje scheint für Moskitos unwiderstehlich zu sein, und sie wird durch ihre Jeans hindurch gestochen, so daß wir abbrechen und ins sichere Auto fliehen.
Stattdessen besuchen wir ein altes, verlassen und verfallenes Sanatorium und machen uns begeistert auf Motivsuche.

Unsere Cabin in Jurmala

Nach zwei Tagen verlassen wir unsere kleine Hütte und fahren am Meer entlang Richtung Kap Kolka.

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