Traveller in Ürümqi

Der Aufenthaltsraum der Jugendherberge

Immer wieder hört man von Travellern, daß es die Leute, die man trifft, sind, die die Reise so besonders machen.
Das trifft sicherlich zu, und oftmals können einem andere Traveller ein Reiseziel deutlich verbessern oder vermiesen.
Doch was sind das eigentlich für Leute, die man so trifft?

Ürümqi ist ein Treffpunkt für viele Reisende. Viele hier warten auf ein Visum für die Weiterreise, Kazakhstan, Kyrgystan, Tajikistan und Pakistan grenzen direkt an die Provinz Xinjian und viele Überlandreisende kommen hier durch.

Josh aus Kanada. Er war zuerst für zweieinhalb Monate in Rußland, dann in Uzbekistan, Tajikistan und Kyrgyzstan. Seine Kreditkarte wurde gehackt und nun muß er hier auf seine neue Warten, die ihm von zuhause zugeschickt wird. Ihm ist langweilig und er schleicht immer im Hostel umher, auf der Suche nach etwas zu tun, was nichts kostet, weil er nicht an sein Geld kommt.
Für die, die erst in die Stans aufbrechen ist er sowas wie der Guru, den man alles fragen kann.

Ed aus England. Er hat in Vladivostok (Rußland) und dann in Wuhan (China) studiert und sucht sich jetzt eine Wohnung in Ürümqi. Er wird hier Mandarin und Uigurisch studieren. Sein Reiseziel ist die Türkei, wo er sich in etwa 30 Jahren zur Ruhe setzen will. Er hat eine Dissertation über Ostrock geschrieben (auf englisch), die ich gerne auf Anfrage weiterleite.

Katrin und Claudio aus Deutschland. Mit dem Fahrrad durch Asien unterwegs, kämpfen sie hier gegen die Bürokratie und haben jetzt ihr kazakhisches Visum bekommen, schlagen sich aber mit allerlei weiterer Bürokratie herum, weil sie sich um die Visa für Uzbekistan, Turkmenistan und Iran kümmern müssen.

Peter aus Australien. Wartet auf seinen Flug nach Teheran, nachdem er gerade erst aus Pakistan und davor Indien gekommen ist.

Gino aus Italien. Kommt gerade aus Kazakhstan, ist ebenfall mit dem Fahrrad unterwegs, hat die Strecke bisher auf dem Landweg gemacht (Türkei, Georgien, Azerbaijan, Kazakhstan, Uzbekistan, Kyrgyzstan) und läßt sich seinen Fahrradanhänger schweißen, weil der unter der Last seines Gepäckes (100 kg!!) gebrochen ist.

Katelyn aus Texas, die zwei Monate in China unterwegs war und morgen nach Pakistan aufbricht um ihren Rückflug von Delhi zu erwischen.

Zwei Amerikaner, die man noch damit beeindrucken kann, daß man länger als 15 Stunden Zug gefahren ist. Sie unterrichten Englisch in China und sind noch sehr reiseunerfahren.

Peer aus Holland, der auch nach Kazakhstan will und sich meine PDF Dateinen ausgedruckt hat, weil er keinerlei Material über Kazakhstan hat und nun die ganze Zeit liest und plant.

Yong aus China, der hier für einen Monat im Hostel lebt, weil er in Ürümqi arbeitet.

Ling aus Ürümqi, die die Tochter eines Freundes vom Hostelbesitzer ist und einen Teil ihrer Sommerferien im Hostel verbringt, um ihr gesprochenes English zu verbessern.

Dazu immer wieder wechselnde Gruppen von Chinesen, die entweder mit dem Fahrrad oder voller Wanderausrüstung unterwegs sind, sowie andere Traveller, die einfach nur eine Nacht auf Durchreise sind.

Die Stimmung ist positiv fatalistisch, keiner will so wirklich hier sein, aber alle müssen. Man ist auf dem Sprung, muß sich aber erst noch durch Probleme wälzen, bevor man weiter kann. Und so tauscht man sich aus, plaudert, gibt Tips weiter und lacht über die Situation.
Angenehm ist auch, daß man mal über die üblichen woher/wohin/wielange Gespräche rauskommt, und Diskussionen über das nationale Selbstverständnis von Franzosen, Engländern und Deutschen führen kann.
Vermutlich könnte man auch eine kleine TV Serie „Unser kleines Hostel“ daraus machen.

Ich find’s toll hier.

Ürümqi

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